Namensgeber des Hauses


Namensgeber des Hauses ist Rudolf Dreikurs (1897-1972), ein weltweit bekannter österreichisch-amerikanischer Psychiater, Psychologe und Pädagoge. Er ist vielfacher Bestseller-Autor und hat sich zeitlebens mit der ressourcen­orientierten Kindererziehung und Förderentwicklung befasst.

Mein Vater hatte das Glück, Rudolf Dreikurs bei seinen Vorlesungen an Universitäten persönlich zu erleben und kennen zu lernen. Er war begeistert von seinen Gedanken und besuchte damals als sein Schüler und Student und auch später noch als Psychologe und Therapeut seine Vorträge rund um die Welt.  Einige Jahre nach seinem Tod besuchte Frau Dreikurs meinen Vater im Kinderhaus. Mein Vater fragte sie, ob er das Haus nach dem Namen ihres Mannes benennen dürfte.

Sie stimmte freudig zu.  

Die Individualpsychologie, eine humanistisch-tiefenpsychologische Richtung:


Rudolf Dreikurs war ein Vertreter der Individual­psychologie nach Alfred Adler (1870-1937). Auch meine und unsere Grundgedanken basieren auf dem individualpsychologischen Gedankengut. Alfred Adler gehört genauso wie Freud und Jung zu den Urvätern der modernen Psychologie und zu den bedeutendsten Vertretern der Tiefenpsychologie. Bei der Individualpsychologie handelt es sich um eine humanistisch tiefen­psychologische Richtung. 

Im Gegensatz zur Psychoanalyse nach Freud geht die Indi­vidualpsychologie davon aus, dass das menschliche Leben zielgerichtet ist. Diese finale Betrachtungs­weise berücksichtigt zwar auch die Ursachen, die zu einem bestimmten Verhalten oder Erleben geführt haben (kausale Sicht der Psychoanalyse), wichtiger ist für die Individual­psychologie jedoch die Frage, was der Mensch aus seinen Erfahrungen macht und welche Ziele er entwickelt.

Das Ergebnis ist immer ein einmaliger, einzigartiger Lebensstil (daher der Begriff Individualpsychologie). Adler betonte das Prinzip der Einheit der Persönlichkeit, das es nicht zulässt, menschliche Funktionen und Kräfte wie Denken, Fühlen, Handeln, Bewusstes und Unbewusstes isoliert zu betrachten (Unteilbarkeit). 
Adler und später seine Anhänger und Schüler, darunter Rudolf Dreikurs; befassten sich speziell mit dem Thema Kindererziehung. Ihnen lag die psychische Prophylaxe am Herzen, um seelische Fehlentwicklungen frühstmöglich zu verhindern. So gehörte Adler z.B. zu den Ersten, der Erziehungsberatungsstellen gründete, Elternschulungen und Lehrerschulungen anbot und somit speziell in der Heimarbeit und in der Schulpädagogik bis heute ungeheure Spuren hinterlassen hat.

Wichtig war ihm dabei immer, dass Erziehung und Beratung für Eltern und Kind gut verständlich sind.

Seine Erkenntnisse sind heute von ungeheurer Aktualität und viele seiner Schüler und Anhänger der Individualpsychologie setzten seine Gedanken fort und entwickelten die Theorien weiter. Es ist leicht, die Prinzipien, die sich Adler und später vor allem auch Dreikurs in der Kindererziehung zu Eigen machten, auf zeitgemäße Erziehungssituationen zu übertragen. So hat Rudolf Dreikurs mit seinen Büchern Maßstäbe gesetzt und mit dem Bestseller "Kinder fordern uns heraus" Generationen von Eltern den Weg zu einer "partnerschaftlichen Erziehung" gewiesen. Der Erfolg dieses Standardwerks unter den Erziehungsratgebern ist nach wie vor ungebrochen. Denn Rudolf Dreikurs bietet praktikable Modelle für den erzieherischen Umgang mit Kindern. 

Was heißt partnerschaftliche Erziehung nach Rudolf Dreikurs?


Die Kernbegriffe hierfür lauten: Ermutigung, gegenseitiger Respekt und geteilte Verantwortung. Dazu ist wichtig zu wissen, dass hierbei die Erfüllung spezieller sozialer Grundbedürfnisse in der Kindheit notwendig und unabdingbar zur Identitätsfindung und zur Gemeinschaftsfähigkeit sind.

Jedes Kind aber auch der Erwachsene benötigt das Gefühl und die Erfahrung:

a. selbstsicher zu sein und
b. sich als wertvollen Teil der Gemeinschaft zu empfinden
Die 4 sozialen Grundbedürfnisse:
 
  1. dazugehören, sich geliebt fühlen (Ich bin liebenswert und ein Teil der Gemeinschaft)
  2. fähig und wirkmächtig sein, Einfluss nehmen können, Bedeutung haben, für andere wichtig sein (Ich kann was und kann dazulernen. Auf meinen Beitrag kommt es an)
  3. respektiert und fair behandelt werden (Ich verdiene Respekt und faire Behandlung)
  4. sich sicher fühlen, Mut zum Wagnis haben (Statt Angst vor Misserfolgen, bin ich mutig. Mit dem, was kommt, werde ich fertig. Ich kann mir Hilfe holen) 
Partnerschaftliche Erziehung soll zugleich eine Haltung und Achtung gegenüber den Heranwachsenden ausdrücken. Partnerschaftliche Erziehung bedeutet nicht Gleichrangigkeit von Eltern (oder alternativ Erziehungsberechtigen u. Lehrern) und Kindern, sondern deren Gleichwertigkeit. Eltern und Kinder können nicht gleichrangig sein, denn Eltern tragen die Erziehungsverantwortung. Und Eltern sind in der Regel mindestens eine Generation älter, haben Erfahrungen gemacht, von denen Kinder lernen können. Partnerschaftliche Erziehung darf also nicht mit "Kinder an die Macht" verwechselt werden. So haben Eltern eine immense Verantwortung. Kinder sind Kinder, die im Laufe ihrer Entwicklung körperliche, gefühlsmäßige, soziale, moralische und intellektuelle Aufgaben zu erfüllen haben und die darauf vertrauen müssen, dass sie von ihren Eltern in ihrer Entwicklung begleitet werden. Eine Herausforderung, denn unser zunehmendes Demokratieverständnis hat viele traditionelle Erziehungsmethoden unwirksam gemacht. Denn in einer Gesellschaft Gleichwertiger kann keiner über den anderen bestimmen.

Soziale Gleichwertigkeit oder -berechtigung bedeutet, dass jeder für sich selbst entscheidet. So besteht auch die Gefahr, dass Eltern, Lehrer und Erziehungsberechtigte die Macht über ihre Kinder verlieren. Aber Gleichwertigkeit soll nicht Gleichheit bedeuten. Gleichwertigkeit heißt, dass alle ohne Rücksicht auf ihre persönlichen Unterschiede und Fähigkeiten denselben Anspruch auf Achtung und menschliche Würde haben. Viele Bücher erscheinen auf dem Markt, in denen es heißt, dass unsere Kinder zu Tyrannen werden. Diese Gefahr besteht, wenn Demokratie und Gleichwertigkeit verwechselt wird mit Freiheit. Die Freiheit, das zu tun, was man will. Doch Freiheit für alle erfordert Ordnung. Ordnung bringt gewisse Einschränkungen und Verpflichtungen mit sich. Und Verantwortung!

So besteht in unserem Gesellschaftssystem die große Herausforderung, Erziehungsprinzipien zu lehren, die weniger direkten Einfluss auf Kinder und Jugendlichen nehmen und ihnen mehr Autonomie zubilligen, auch um ihre Individualität zu fördern, und sie gleichzeitig Konsequenzen ihres Handelns selbst spüren zu lassen.

Erziehung weder durch autoritäre Strenge noch durch erzieherischen Schmusekurs.